Die Berliner Friedensuhr
Das Geschäft von Juwelier Jens Lorenz liegt im Erdgeschoss. Die paar Meter durch den Fußboden bis in den Keller reichen aus, um die Uhr einen Tag lang am Laufen zu halten. Dann setzen die Gewichte auf und Lorenz greift zur Kurbel, um der alten Turmuhr, die früher in Westfalen Benediktinerinnen zum Gebet rief, zu neuer Energie zu verhelfen.
Gleichmäßig tickt und schnurrt die alte Mechanik in der Rheinstraße 59 in Berlin-Friedenau. Sie ist das Herz eines Kunstwerks, das Jens Lorenz gemeinsam mit seinem Vater erschuf und dass anlässlich der Betriebsübergabe von der vierten an die fünfte Generation enthüllt wurde: Die Kirchturmuhr hängt in einem angedeuteten Portal, dessen Säulen scheinbar vom Pendel und dem Zahnradgetriebe zertrümmert werden.
„Zeit sprengt alle Mauern“ lesen die 250 geladenen Gäste auf dem Querbalken über dem Ziffernblatt. „Es sieht fast so aus, als würde das, was ich hier heute vor Ihnen enthülle, von den Zeitgeschehnissen eingeholt werden.“, beendete der neue Firmeninhaber seine Rede. Es ist der Abend des 9. November 1989. In die Feierlichkeiten hinein platzt die Nachricht von der Öffnung der Berliner Mauer.
Begegnen Sie Jens Lorenz und erfahren Sie die ganze Geschichte der Berliner Friedensuhr im Hörspaziergang Friedenau.