Karl: Das Interessante an dem Design ist ja, dass die Kugel aussieht, als wäre sie aufgespießt. Aber in Wirklichkeit hängt sie an dem Betonpfeiler.
Anna: Die verglaste Kuppel ist das erste an einem Turm aufgehängte Haus der Welt. Am besten gefällt mir das Café darin. 200 Plätze hat es und es bietet den besten Panoramablick über die Stadt. Vor allem, weil es sich bewegt. Es liegt auf einem drehbaren Bodenring und es dauert so eine halbe Stunde, bis man einmal rum ist.
(aus dem Hörspaziergang Mitte-Schritte, einem Audiowalk durch das historische Zentrum der Stadt)
Drei Anläufe brauchte es, bis der Berliner Fernsehturm, wie wir ihn heute kennen, entstehen konnte. Ursprünglich sollte er auf dem großen Müggelberg errichtet werden. Die mit 114 Metern höchste natürliche Erhebung Berlins schien der optimale Platz zu sein. Oder doch nicht? Dass der Turm in direkter Einflugschneise zum nahegelegen Flughafen in Schönefeld den Flugbetrieb stören könnte, veranlasste den damaligen Innenminister der DDR Karl Maron im Dezember 1955, den Bau zu stoppen. Da war der Turm schon stattliche 31 Meter hoch. Und dieses Fernsehtürmchen steht heute noch und wird von der Deutschen Telekom genutzt.
Fünf Jahre später wurde die Genehmigung für den zweiten Versuch erteilt: Der Turm sollte bis 1964 auf dem Areal des Volksparks Friedrichshain entstehen. Im August 1961 begannen dann allerdings andere Bauarbeiten: die für den antifaschistischen Schutzwall benötigten Ressourcen waren immens – hinzukam eine schwere Wirtschaftskrise, kurz: Der zweite Anlauf stockte, bevor er richtig begonnen hatten.
Aber die Rundfunkversorgung der Bevölkerung war den DDR-Granden doch sehr wichtig und die Symbolkraft eines repräsentativen zentralen Bauwerks ebenso. Also wanderte der Turm noch ein bisschen weiter ins Zentrum direkt an den Bahnhof Alexanderplatz und Walter Ulbricht – Erster Sekretär des Zentralkomitees der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands – rief im Sommer 1964 am Stadtmodell der Deutschen Bauakademie: „Nu, Genossen, da sieht man’s ganz genau: Da gehört er hin“. Doch da stand schon was: Fast 30.000 m² Wohn und Geschäftsflächen mussten abgerissen, Grundstücke gekauft, Entschädigungen gezahlt werden. Bevor der erste Spatenstich begann, waren 38 Mio Mark ausgegeben, mehr als für den Turm insgesamt veranschlagt waren.
Der Berliner Fernsehturm brachte am 3. Oktober 1969 das Farbfernsehen in die DDR.
Gebaut wurde dann doch: Ab August 1965 ging es zuerst in die Tiefe für das Fundament und dann zügig in die Höhe. Der Turm wuchs im Schnitt 36 cm pro Tag, im Sommer 1967 war der Schaft fertig. In den folgenden anderthalb Jahren wurde die Kugel auf den Schaft gehängt und die Stahlnadel oben drauf gesetzt. Die Monate bis zur Fertigstellung dienten dem Innenausbau. Als Walter Ulbricht am 3. Oktober 1969 den Turm einweihte, gab er zugleich das Startsignal für das Farbfernsehen in der DDR. Am 20. Geburtstag der DDR wurde der Berliner Fernsehturm für die Besucher geöffnet.
In den 1990er Jahren gab es viele Stimmen, die das repräsentativste Bauwerk der DDR zu Fall bringen wollten. Getroffen hat es dann den Palast der Republik. Der Fernsehturm erhielt eine neue Antenne und durfte dabei noch drei Meter wachsen. Und hier steht er nun und wir schließen uns dem Chor der Jungpioniere an, der dem höchsten Bauwerk Deutschland dieses Ständchen bringt:
Allen die uns den Turm gebaut, der jetzt in unsern Kochtopf schaut,
sagen wir fröhlich: Danke schön!, prima gebaut für Spree-Athen
Der Berliner Fernsehturm ist Startpunkt für den Hörspaziergang Mitte-Schritte, einen Audiowalk durch Berlins historisches Zentrum. Walter Ulbricht, die Jungen Pioniere und der DDR-Stararchitekt Hermann Henselmann sind mit dabei in dieser akustischen Stadtführung durch die Jahrhunderte.