So klingt der Wedding
Ein Hörspaziergang zeigt versteckte Ecken und Künstlerhochburgen.

Die Uferhallen kennen wohl die meisten Weddinger, aber die wenigsten wissen, wer hier eigentlich am Werkeln ist. Nur wenige verlaufen sich auch zu den Pankehallen auf dem westlichen Pankearm. Und das, obwohl es hier mit der Bildhauerwerkstatt eine der vielen Künstler-Fabriken im Stadtviertel gibt. Den Kunst- und Kulturschaffenden geht nun ein Hörspaziergang auf die Spur. Unter dem Titel „Werkstatt Wedding“ erlaufen sich Weddinger und Berliner aus allen anderen Bezirken die Besonderheiten des Kiezes rund um die Panke. Anbieter dieses interaktiven Audiowalks, in dem man den Wedding von einer ganz anderen Seite kennenlernt, ist „Stadt im Ohr“.

Sie bieten bereits Hörspaziergänge für Mitte, Friedrichshain und Friedenau an – und wollen Interessierten nun auch den Wedding näherbringen. „Wedding hat seinen Ruf weg: einst proletarische Hochburg, heute geprägt von hoher Arbeitslosigkeit – raues Pflaster. Aber auch ein anderer Ruf wird hörbar: Während in Prenzlauer Berg und Kreuzberg der kreative Spielraum knapp geworden ist, hält der Wedding noch jene Freiräume bereit, die in Berlin so sehr gefragt sind. Alte Fabriken, die Platz für Ateliers bieten, gemeinschaftliche Wohnprojekte, städtische Brachflächen“, erklärt Ruben Kurschat von Stadt im Ohr das besondere Flair.

Startpunkt der Kiez-Tour ist die Soldiner Straße. Hier können seit Kurzem auch Kopfhörer und Audiogerät direkt im Rosa Parks Café ausgeliehen werden. Von hier geht es durch die Hinterhöfe der Prinzenallee, entlang der viel befahrenen Osloer Straße an die Panke. In 15 Kapiteln kommen Anwohner, Künstler der Uferhallen und der Bildhauerwerkstatt, Alt-Weddinger und Zugezogene zu Wort. Dabei hat man immer das Gefühl, mitten drin zu sein, den Bildhauern bei ihrer Arbeit zuzusehen oder bei der Entstehung der beliebten Uferhallen als Künstlerquartier in 2007 dabei gewesen zu sein.

Das Gefühl kommt auch auf, wenn der erste Mieter des ehemaligen BVG-Geländes, Werner Liebmann, über den Kiez redet: „Ich will hier nicht mehr weg. Hier an der Uferstraße, allgemein im Wedding, gibt es ein einmaliges Klima, das ich nicht mehr missen möchte“. Bis aus dem Problemviertel ein neues Prenzlauer Berg wird, wird es seiner Meinung nach noch einige Jahre dauern. Ein aufstrebender Künstlerkiez ist der Wedding aber jetzt schon. Rund eine Stunde dauern die Hörspaziergänge, die es auch als App und Download für den mp3-Player gibt. Wer sich für eine Audiotour durch den Wedding interessiert, findet im Internet alle weiteren Informationen.

Text: Katja Reichgardt

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